Ursprünglich als „Ruine von Karthago“ bezeichnet, steht die Römische Ruine am Fuße des Schönbrunner Berges.

Ursprünglich als „Ruine von Karthago“ bezeichnet, steht die Römische Ruine am Fuße des Schönbrunner Berges.

© Kurier/Jeff Mangione

Natur & Nachhaltigkeit

Von Walen und weißen Frauen: Die Garten-Geheimnisse um Schönbrunn

Schönbrunn hat mehr zu bieten als den Zoo und das Schloss. Um das Areal ranken sich einige Geheimnisse der Gartenkunst.

von Nina Oezelt

08/24/2022, 08:35 AM

Obwohl der Schlosspark Schönbrunn und der zugehörige Tiergarten weitläufig sind, ist das Areal mitunter überlaufen. (Zumindest, wenn nicht gerade Pandemie ist.) Doch es gibt  auf dem Gelände auch ruhigere Ecken. Und zwar solche, die mehr zu bieten haben, als man gemeinhin denken mag.

Das meint zumindest Gerd Koch. Der stellvertretende Direktor der Bundesgärten und Leiter des dort angesiedelten Instituts Historische Gärten startet seinen Streifzug durch Schönbrunn beim Meidlinger Tor: „Diese Seite wird oft vergessen, weil sie keine Attraktionen hat“. 

Zwei Schritte weiter steht Koch in einer sternförmig geschnittenen Allee und zeigt auf gut versteckte Buchsbäume. Sie sind zu Kugeln und Kegeln gestutzt. Ganz so wie vor dem Palmenhaus auf der  viel frequentierten Seite des Parks. Der Vorteil hier ist: „Es ist ruhig. In die Ostseite verirren sich fast nur Jogger“, sagt Koch.

Blickpunkt der Allee

251 Gärtnerinnen und Gärtner arbeiten für die Bundesgärten. 92 davon in den historischen Gärten Wiens, 28 in Innsbruck. Gerd Koch bleibt vor dem Obeliskbrunnen stehen. Er ist der Akzent am Ende der östlichen Allee. Und er ist einer der wichtigsten Punkte der Gartenachse. „Barocke Gärten sind so angelegt, dass man vom Schloss aus in die Ferne sehen kann“, erklärt Experte Koch. In Schönbrunn sei das aber schwierig, weil der Glorietteberg in der Mitte stehe. 

Rund um Vollmond-Nächte führt Experte Gerd Koch nach den Schließzeiten bei Nachtstimmung durch die historischen Gärten Wiens.  Er zeigt dabei eine Seite der Anlagen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt.

Anmeldung und Kosten
25 € pro Person. Anmeldungen unter [email protected] oder 01/813 5950 404 oder.

Mehr Infos unter www.bundesgaerten.at

Der Obeliskbrunnen wurde (wie auch die anderen Gartenobjekte im Schlosspark) von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg entworfen. Im Jahre 1777 wurde die Anlage errichtet. Das Besondere daran: Die Hieroglyphen auf dem Obelisken sind falsch. Sie sollten eigentlich die Geschichte der Habsburger erzählen – vielmehr handelt es sich aber um eine künstlerische Schöpfung. Den Brunnen kann man übrigens von hinten über Stufen besteigen, um auf die Allee zurückzublicken. 

Die Alleen und die perfekt geschnittenen Hecken im Park sind mit viel Arbeit verbunden: „Wenn wir sie nicht pflegen würden,  würde alles zuwachsen“, sagt Koch. Der gesamte Garten hat 450 Jahre Geschichte auf dem Buckel und steht unter Denkmalschutz. 

Die Gärtner schneiden in Schönbrunn jährlich 30 Kilometer Hecken, die oft bis zu 12 Meter hoch sind. Für den charakteristischen Bogenschnitt wird noch immer ein Holzgerüst verwendet: Mit einer Schablone wird der Bogen per Hand getrimmt. Das geschehe einmal im Jahr, sagt Koch.  

 

Wale und weise Frauen

Er führt weiter durch den Park und zeigt den Engelsbrunnen: Das ist einer seiner Lieblingsplätze, denn er ist versteckt und ruhig gelegen. Der Brunnen besteht aus zwei Kinderfiguren. Sie sitzen auf einem Wal, aus dem Wasser in das Becken läuft.

Ebenso hübsch wie unbekannt ist der  „Schöne Brunnen“  – ein weißer Pavillonbrunnen in der Ecke eines Heckenganges. Am Rand des Beckens erblickt man die Figur der Egeria. Sie hält eine Vase in der Hand, aus der sich das einst bei Hofe geschätzte Quellwasser in das Becken ergießt. Die Figur der Egeria zählt zu den anmutigsten des Schlossparks. Der Sage zufolge lehrte sie den Römern, die Götter durch religiöse Handlungen günstig zu stimmen – und so das Wohlergehen des Reichs zu sichern.

Gleich hinter dem Brunnen befindet sich ein Baum, der nicht so schön aussieht: Er wirkt morsch und wie tot. Es handelt sich um einen sogenannten Habitatbaum: „Wir lassen Bäume hier, auch wenn sie absterben. Gewisse Insekten und Käfer brauchen Totholz, um sich zu vermehren“, sagt Koch. Deswegen gebe es hier  auch Hirschkäfer.

Vorbei an der großen römischen Ruine erklärt Koch, dass  im Schlosspark nichts dem Zufall überlassen werde. Dass etwa Schilf in den Brunnen wachse, sei gewollt. Die römische Ruine soll übrigens an die antiken Vespasian- und Titus-Tempel auf dem Forum Romanum erinnern. Die Habsburger sahen sich nämlich als legitime Nachfolger des römischen Imperiums. 
Im nahegelegenen Taubenhaus kann man der Fütterung bedrohter Taubenrassen beiwohnen. 

 

Dann zeigt Koch noch ein letztes Geheimnis: die 90-jährigen Hainbuchen. Ihr hohes  Alter sei allen voran der Pflege der Gärtner zu verdanken, sagt Koch.  Sie nehmen immer wieder Äste weg, damit den Bäumen auf der Sichtseite  – also zum Weg hin –  genug Energie bleibt, um dichtes  und sattes Grün zu treiben.

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